Theaterinszenierung für den häuslichen Gebrauch
Unsere Papiertheatersammlung soll nicht nur die Sammelleidenschaft unseres Theatergründers dokumentieren, sondern die Bandbreite von "Theater" an sich verdeutlichen: Diese geht vom Privaten, mit Guckkästchen und Papierbühne, zu uns mit Papier- und Marionettentheater, und weiter zu den großen Bühnen in Theater- und Opernhäusern.
Diese Papiertheater waren ein wahrer Renner, in Deutschland gab es über 30 Verlage, die ausschließlich diese Bastelbogen herstellten und vertrieben. Neben dem pädagogischen Wert der Volksbildung wurde damit auch eine bessere Verbreitung der Theaterstoffe erreicht. Sicherlich dienten sie in der Zeit, ebenso wie das Besitzen von Büchern, auch der Hebung des eigenen Sozialprestiges. Zum Ende des Jahrhunderts wurden diese Papierbühnen immer kleiner und wurden zu Guckkästchen. Die dienten nicht mehr dem Spiel, sondern waren zum reinen Nippes geworden.
Die kleinen Papiertheater entstanden seit der Biedermeierzeit, anfangs des 19. Jahrhunderts, und konnten von jedermann als Bastelbogen erworben werden. Diese Bastelsets bestanden aus den stückbezogenen Protagonisten, Requisiten, Kulissen und, ganz wichtig: dem Textbuch. Nach Ausschneiden und Zusammenbau konnte das entsprechende Theaterstück im Kreise der Familie oder Freunden "auf dem Wohnzimmertisch" gespielt werden. Mitte des 19. Jahrhunderts erfreute sich "Der Freischütz" als beliebteste Papiertheaterinszenierung im häuslichen Gebrauch.